Mein Herz schlägt Schweiz

Grüezi miteinand

vor knapp drei Jahren kam ich das erste Mal in die Schweiz. Ich hatte ein Jobangebot in einem 5 Sterne Hotel im Berner Oberland. Die Schweiz hat mich schon immer fasziniert, ich habe es mit Bergen, schöner Natur, Schoggi und ganz viel Käse verbunden. Bevor ich zusagte, wollte ich mich noch mehr über das Land informieren und habe verschiedene Foren durchgestöbert. Da bin leider immer auf folgende Aussagen gestolpert:

„Sie mögen die Deutschen nicht“, „Sie sind arrogant“, „sie denken, sie wären etwas besseres“. Mein erster Gedanke war: „Oh nein, nicht schon wieder ein Land, wo ich mich als Deutsche rechtfertigen muss“ und wo ich nicht willkommen bin.

Mit dem gleichen Thema hatte ich bereits auf den Kanarischen Inseln und in einigen Teilen Australiens zu tun. Ich fühlte mich als Deutsche oft nicht willkommen. Es wurden abwertende Bemerkungen gemacht und ich habe gespürt, dass ich als Deutsche nicht gewünscht bin.

Mir war klar, dass es nicht mit meiner Person zu tun hat, aber der kollektive Glaubenssatz „Deutsche sind ausländerfeindlich“ und unsere Geschichte machte es mir bisher nicht einfach, in der Welt als Mensch wie jeder andere gesehen zu werden. So hatte ich die Befürchtung, dass es mir in der Schweiz genauso gehen würde und bin mit einem murmeligen Gefühl in dieses kleine aber feine Land.

Auf dem Weg zu meinem neuen Arbeitsplatz bin ich durch eine wunderschöne Landschaft gefahren – das Simmental – vorbei an authentischen Holzhäusern, saftigen Wiesen, Flüsse mit kristallklarem Wasser, tausenden Kühen (gefühlt) und rechts und links vorbei an den atemberaubenden Bergen. In diesem Moment habe ich gespürt, „hier ist die Welt noch in Ordnung“

Als ich im 4000 Seelenörtchen angekommen bin, hat die Sonne geschienen und das gewaltige Bergmassiv bestehend aus einigen Bergketten,darunter der Wildstrubel mit 3.245m Höhe hat sich von seiner ganzen und facettenreichen Schönheit gezeigt. Ich war überwältigt und kann mich noch bis heute nicht satt sehen von der kraftausstrahlenden Größe.

Nach einigen Tagen, als ich genug Schweizer Landluft aufgesaugt und die Umgebung erkundet habe, ist mir bereits klar geworden, dass dies ein ganz besonderer Ort sein muss. Und an einem besonderen Ort sollten auch besondere Menschen leben. Ich bin zur Nebensaison angekommen, es war fast kein Mensch zu sehen und die meisten Geschäfte hatten geschlossen. Doch hin und wieder ist mir jemand begegnet und jedes Mal und ich meine wirklich jedes Mal wurde ich angelächelt und gegrüsst mit einem „Grüessech“. (oder Grüezi in der Ostschweiz)

Ich dachte erst, ok, ich bin neu hier und da sind sie vielleicht noch freundlich. Aber selbst nach Wochen und Monaten werde ich immer noch von jedem angelächelt und gegrüsst. Es war am Anfang sehr ungewohnt für mich und teilweise konnte ich es gar nicht glauben. Ich habe mich bisher immer gefragt „wo sind all die guten Menschen hin?“ (gleich dem Song von Sam Roberts „where have all the good people gone?„) Jetzt habe ich die Antwort: Sie sind in der Schweiz! Genauer gesagt im Berner Oberland! (was ich bisher erlebt habe)

Seit einiger Zeit beschäftige ich mich ja sehr viel mit Energie und da wir alle Energiewesen sind (gut nachzulesen in meinem letzten Artikel) macht es sehr viel aus, mit welchen Menschen du dich umgibst.

Lenk

Negativ und gestresste Menschen entziehen dir Energie, dagegen geben dir positiv gestimmte und frohe Menschen dir Energie zurück. Und das habe ich hier auch gleich gespürt. Man läuft durch die Strassen und bekommt regelrecht von allen Seiten positive Energien. In großen Städten wie Frankfurt oder Perth war es genau das Gegenteil. Nach einem Stadtbesuch war ich immer total kaputt und musste mich erstmal hinlegen und ausruhen.

Kennt ihr das auch? Man geht durch eine Stadt und alle scheinen schlecht gelaunt und gestresst zu sein, man bekommt keine Beachtung sondern nur ein griesgrämiges Gesicht und vielleicht noch einen Ellenbogen reingerammt, da man nicht rechtzeitig ausgewichen ist, obwohl man auf der rechten Fussgängerseite läuft und der andere eigentlich falsch ist?

Ok ich will jetzt auch nicht ein kleines Örtchen mit einer großen Stadt vergleichen, aber selbst in dem Dorf wo ich aufgewachsen bin (nicht mal 500 Einwohner) wurde nicht wirklich gelächelt. Es wurde zwar gegrüsst, weil es sich so gehörte, aber ein strahlendes Lächeln und leuchtende Augen waren vergebens. Man hat es den Menschen nicht abgekauft, es war nicht ehrlich.

Hier ist es anders:

Einmal war ich joggen und selbst da, hat ausnahmslos jeder gegrüsst, sogar eine ältere Dame hat extra mit Ihrer Gartenarbeit aufg

Lenk

ehört um mich herzlich mit ihrem strahlendsten Lächeln zu grüssen. Da ging wirklich mein Herz auf und ich konnte auf einmal wieder ganz viel Liebe spüren.

Es ist so schön zu erfahren, dass es noch Menschen gibt, die obwohl sie in einem materiellen Land leben, noch so herzlich und menschlich sein können. Ich konnte mich bisher immer auf die Schweizer verlassen, sie sind sehr pflichtbewusst, pünktlich, ehrlich und halten ihr Wort. Sie genießen das Leben und haben Humor.

Und es hat noch keiner etwas bezüglich meiner Herkunft gesagt oder mich dumm angemacht. Ganz im Gegenteil: Sie fragen mich sogar noch am Telefon oder bei einem Treffen, ob sie hochdeutsch oder schwizerdütsch sprechen sollen/dürfen. Ich meine HALLO? Ich bin in ihrem Land und ich sollte mich anpassen und nicht sie, aber trotzdem haben sie den Anstand und den Respekt mir die Wahl zu geben. Es ist einfach so schön und erfüllend, diese Erfahrung machen zu dürfen.

Klar gibt es auch nicht so tolle Sachen, wie die Krankenversicherung, die alles andere als günstig ist und man besser nicht krank werden sollte oder die Steuern oder die lächerlich kurze Mutterschaft von drei Monaten. Im Vergleich zu Europa ist es auch ein sehr teures Land, aber man bekommt etwas dafür, das mit keinem Geld zu bezahlen ist. Herzlichkeit, Menschlichkeit und das Gefühl, Willkommen zu sein.

Ach ja, das schwizerdütsch ist auch gewöhnungsbedürftig. 🙂 Ich muss so oft schmunzeln, wenn meine schweizerische Kollegin flucht oder sich über etwas aufregt. Da kommen dann Sprüche wie: „Blaas mer i d`Schue“ oder „chasch mer is Füdli blaase“, was so viel heisst, wie „du kannst mich mal“.

Da kann ich nicht anders, als laut loszulachen und das Beste ist: meine Kollegin lacht dann mit und ihr Ärger verschwindet. 🙂 Ich sage jetzt immer: Ich lach mer en Schranz in Buuch, was „ich lache mich kaputt“ heisst. Einfach geil!

Es wird auch vieles verniedlicht:

Das Hörnchen wird zu Gipfeli, der Langweiler zum Lamaaschi, die Pellkartoffeln zu Gschwellti, die Heilsalbe zu Salbi, das Brathähnchen zu Güggeli, der Geburtstag zu Geburi und ich werde liebevoll Rähmli genannt (mein Name ist Rahm) 🙂

Mein Herz schlägt Schwiiz und ich bin dankbar hier sein zu dürfen. Ich habe auf jeden Fall mein Seelenort für die meiste Zeit des Jahres gefunden. Was habt ihr für Erfahrungen mit anderen Ländern und deren Menschen gemacht? Habt ihr euch immer willkommen gefühlt?

Ich freue mich über eure Kommentare.

Liebe, Licht und Leichtigkeit

Nadine

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